Butterkrise in Japan – schuld sind die Kühe

(Erschienen in: Stuttgarter Zeitung, Dezember 2014)

Japan kriegt die Krise – die Butterkrise und das so kurz vor Weihnachten. Seit Wochen beherrscht in einem der reichsten Länder der Welt ein eklatanter Mangel im Kühlregal die Gemüter. Gähnende Leere, wo sonst, säuberlich gestapelt, viele Päckchen Butter liegen. Darüber hängt häufig ein Schild: Bitte nur ein Stück pro Person! Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums ist etwa ein Drittel des goldgelben Fetts weniger auf Lager als vor einem Jahr. Die ostasiatische Inselnation kann von europäischen Butterbergen, die vor Jahren Schlagzeilen machten, nur träumen.

Schon seit Monaten beobachteten aufmerksame Einkäufer stark steigende Preise. Doch inzwischen ist selbst teure Butter ab 8 Euro das Stück, oft aus Irland oder Frankreich importiert, oft ausverkauft. Die Weihnachtsbäckerei steht an, und das japanische Faible für „Kurisumasu Keeki“ (Weihnachtskuchen) will befriedigt werden: Er besteht aus dickem Biskuit, verziert mit Sahne und Erdbeeren.

Angeblich sind die müden Kühe schuld. Die seien von der Sommerhitze geschwächt gewesen. Daher hätten sie weniger Milch gegeben. Nachdem so mancher findige Backfanatiker schon zur Butterbestellung per Internet übergegangen war, schritt nun Landwirtschaftsminister Koya Nishikawa ein. Er appellierte an die heimischen Milchbauern, kurz vor Weihnachten dafür zu sorgen, dass genug Butter für die Verbraucher in die Supermärkte komme.

Allerdings fehlt es nicht nur an fitten Milchkühen, sondern auch an Leuten, die sie melken: 1985 waren noch 82 000 Haushalte in der Milchwirtschaft tätig; 2,11 Millionen Kühe standen damals in den Ställen. Heute sind es noch 19 000 Haushalte mit 1,4 Millionen Kühen. Viele Milchbauern haben ihr Geschäft an den Nagel gehängt. Es fehlt an Nachfolgern und Perspektiven.

Am Horizont zeichnet sich durch das transpazifische Handelsabkommen (TPP) eine weitere Gefahr ab. Es könnte dazu führen, dass Japan von seinen hohen Einfuhrzöllen für ausländische Butter Abschied nehmen muss, die bisher die einheimischen Bauern beschützten. Der Notstand geht so weit, dass Auslandsreisende gebeten werden, bitte statt der üblichen Mitbringsel wie Schokolade lieber ein Kilogramm Butter mitzubringen. „Alles in Butter“ – ob das auch der Zollbeamte so sieht?

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