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Winken für Wähler

Stimmenfang auf Japanisch: hoch auf dem Kampagnenwagen

Auf einem Platz vor dem Bahnhof Yurakucho parkte vor einigen Tagen ein Kleinbus mit einer Tribüne darauf, eben ein typischer Kampagnenwagen für den japanischen Wahlkampf. Davor standen doch recht viele Leute, einige hielten ihre Handys und Kameras hoch. Sie versuchten, ein Foto von einem Mann zu machen, der einen roten Schal trug. In Japan kennt den Ex-Wrestler Antonio Inoki quasi jeder, nicht zuletzt dank seines Markenzeichens, des Schals. Er sprach dort als Gastredner, flankiert von zwei Jungpolitikern der “Jisedai no To” oder “The Party for Future Generations“. So heißt die neue Partei des ehemaligen Gouverneurs von Tokyo, Shintaro Ishihara, bekannt für seine erzkonservative, nationalistische Einstellung.

Was besonders kurios an der Veranstaltung war, war nicht, was Inoki sagte. Sondern, was die beiden ambitionierten Politiker neben ihm taten. Während er sprach, rissen sie immer wieder ihre Arme in die Höhe und winkten einmal vorne, einmal hinten vom Kampagnenwagen herunter, gerade so, als würden sie sich für Jubelrufe bedanken. Nur: Solche Rufe gab es nicht. Es fehlte der Ton, um ihre Bewegungen natürlich wirken zu lassen. Es war relativ still, denn schließlich wollten die Leute hören, was Inoki von sich gab. Das ließ das überdimensionierte Wink-Theater der beiden umso unpassender wirken. Wenn es ihnen selbst unangenehm war, dann ließen sie es sich nicht anmerken.

Als Inoki vom Kampagnenwagen stieg, war es dann auch mit der Aufmerksamkeit der meisten Passanten vorbei. Sie gingen weiter.

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