Wählen kinderleicht gemacht

Aus dem Kinder-Manifest der Komeito-Partei: Hauptsache schön bunt und "kawaii" (niedlich)
Sie hat sich viel Mühe gegeben: Bunte Comicfiguren, fröhliche Kinder, eine strahlende Sonne – sogar der Schulranzen lächelt. Dazu noch jede Menge rosa Farbe, und fertig ist das “Kodomo manifesto”, das Wahlmanifest für Kinder der Komeito-Partei. Auf der zugehörigen Website wird in leicht verständlicher Sprache – die Aussprache aller Kanji wird durch Furigana angegeben – erklärt, wofür die Komeito steht und was ihre Ziele sind. Das ist einerseits löblich, dass sich der Koalitionspartner der amtierenden liberaldemokratischen Partei solche Mühe macht, das Wahlprogramm auch Kindern zu erklären. Das ist per se durchaus sinnvoll in Japan, wo sich die allgegenwärtige Politikverdrossenheit in immer neuen rekordniedrigen Wahlbeteiligungen ausdrückt.
Nur: Sollte sich von den jungen Leuten tatsächlich jemand für Politik interessieren und zum Beispiel Freunde dazu auffordern, für eine bestimmte Person zu wählen, dann wäre das ein Verstoß gegen das japanische Gesetz. Per Twitter, Mail oder Blog zur Wahl einer bestimmten Person aufzurufen, das dürfen Japaner unter 20 nicht! So steht es in einer neuen, ähnlich bunt gestalteten Kampagne des Innenministeriums. Es droht ein Bußgeld von 300.000 Yen. Das ist in etwa ein durchschnittliches Monatseinkommen.