Vor einem Bildungszentrum in Tokio standen Mitte Juli Hunderte Schlange. Alle wollten «John Rabe» sehen, einen sechs Jahre alten Spielfilm. «Seit Tagen klingelt unser Telefon», sagte eine der Veranstalterinnen. Über 1000 Personen zwängten sich in den Saal vor eine eigens aufgestellte Leinwand. Wer keinen Platz bekam, hockte auf dem Boden oder lehnte an der Wand, zwei Stunden lang. Der Film über den deutschen Geschäftsmann John Rabe, der 1937 in der chinesischen Stadt Nanjing eine Sicherheitszone einrichtete und 200 000 Chinesen vor der japanischen Armee rettete, wurde in Japan bis jetzt kaum gezeigt. Er fand keinen Verleih. Denn das Massaker von Nanjing ist ein rotes Tuch. Während China von 300 000 Opfern spricht, halten manche japanische Historiker die Zahl für übertrieben oder leugnen gar, dass es je passierte.
/ weiterlesen