Die Dokumentation über die "Sonnenblumen"-Proteste läuft in Taipeh in einem der angesagtesten Kulturzentren der Stadt, im Huashan 1914 Creative Park © Sonja Blaschke
Die Dokumentation über die "Sonnenblumen"-Proteste läuft in Taipeh in einem der angesagtesten Kulturzentren der Stadt, im Huashan 1914 Creative Park © Sonja Blaschke

Taiwans „Sonnenblumen“-Proteste als Dokumentarfilm verewigt

Bei den „Sonnenblumen“-Protesten im März/April 2014 ging über eine halbe Million Menschen im Regierungsbezirk von Taipeh auf die Straßen.

Während die ganze Welt auf Hong Kong und die „Regenschirm“-Proteste schaut, gingen die „Sonnenblumen“-Proteste in Taiwan im März/April 2014 im weltweiten Medien-Getöse unter. Nur wenige ausländische Medien berichteten darüber, wie Studierende erst das Parlament stürmten und es wochenlang besetzten, und später noch den Sitz der Regierung stürmten. Sie verlangten von Präsident Ma Ying-jeou und seiner Regierung, ein Freihandelsabkommen mit China zurückzunehmen. Damals soll sich bis zu einer halben Million Menschen durch Demonstrationen und Sitzblockaden im Regierungsbezirk mit den Studierenden solidarisch gezeigt haben. Taiwan hat etwa 23 Millionen Einwohner. Erst nach mehreren Wochen verließen die Protestanten das Parlament, als der Parlamentsvorsitzende auf eine ihrer Hauptforderungen nach Überwachung des Abkommens einging.

Seit etwa zwei Wochen läuft im Huashan 1914 Creative Park in Taipeh, keine zehn Gehminuten von dem Ort, den die Studierenden vor einem guten halben Jahr besetzten, eine knapp zweistündige Dokumentation über die „Sunflower Occupation“, sogar mit englischen Untertiteln. Der Besitzer stellte dafür das Kino kostenlos zur Verfügung; auch die Besucher müssen nichts dafür bezahlen. Der Film besteht aus neun einzelnen Dokumentationen, die aneinandergehängt wurden. Sie zeigen, wer die Studierenden waren, was sie motivierte, wann sie zweifelten und wie sie versuchten, ihr Ziel zu erreichen. Sie zeigen auch, mit welchem körperlichen Einsatz die Studierenden, aber auch ihre Unterstützer, darunter Vertreter von NGOs und Hochschulprofessoren, für ihre Sache kämpften und sich, gleichzeitig ängstlich, aber doch entschlossen, gegen Wassersalven der Polizei und Schlagstöcke stemmten. Über 100 der Protestanten, die keinerlei Gegenwehr geleistet haben sollen, als die Polizei versuchte, sie zu entfernen, sollen verletzt worden seien.

Die Film-Collage ist ein sehenswertes Zeitzeugnis. Das Engagement der häufig sehr jungen Protestanten zu sehen, ist anrührend wie inspirierend. Die Bilder von den Menschenmassen rund um das Parlament, teils gefilmt mit Drohnen, sind beeindruckend.

taipeitimes.com/news/feat/archives/2014/10/31/2003603314