Konditorei Andoh in Fukushima. © Sonja Blaschke
Konditorei Andoh in Fukushima. © Sonja Blaschke

Impressionen aus Fukushima

Vom 17. bis 19. Juli war ich nach längerer Zeit einmal wieder zur Recherche in Fukushima. Dabei sind verschiedene Fotos entstanden, die mit dem Thema der Recherche absolut gar nichts zu tun haben, aber doch einen interessanten Einblick in die japanische Provinz geben, fernab von High-Tech- und Hochglanz-Tokyo. Hier einige Impressionen aus der Innenstadt von Iwaki, einer Stadt rund 50 Kilometer südlich des havarierten Atomkraftwerkes Fukushima Daiichi:

Als Geschenk für meine Interviewpartner hatte ich in Tokyo extra noch Baumkuchen besorgt. Selbstverständlich in Japan hergestellt, aber wenigstens etwas Deutsches, dachte ich. Das hätte ich bei der Konditorei Andoh vor Ort auch kaufen können (siehe Bild oben).

Ein paar Schritte weiter staunte ich über einen Hund, der eine Luxus-Hundehütte auf einem Parkplatz zu bewohnen scheint. Aber vielleicht gehört ihm auch nur der kleine Käfig rechts auf dem Bild. Nachdem im Hintergrund links ein Wassertopf steht, fragt man sich, ob das Herrchen oder Frauchen dort auch wohnt…

Zuhause in der Luxus-Hundehütte. © Sonja Blaschke
Zuhause in der Luxus-Hundehütte. © Sonja Blaschke

So deutlich habe ich noch nirgends gelesen, dass Ausländer nicht erwünscht sind. Ausgerechnet in einem Soapland, einem Sexschuppen, wo sich Männer von Frauen einseifen und baden lassen. „Japanese Only“ steht auf dem Schild. Nur: Wer kein Japanisch versteht, weiß auch gar nicht, was nur Japaner dürfen. Auf Japanisch steht auf dem Schild, dass Ausländern das Betreten verboten ist… Überhaupt kann ich nicht erinnern, jemals so viele Soaplands auf einem Fleck gesehen zu haben. In Gehdistanz von drei Minuten in einer Kleinstadt mindestens drei solcher Einrichtugen – offenbar gibt es dort Bedarf, und das nicht erst, seit jeden Tag tausende Arbeiter in dem zerstörten Atomkraftwerk tätig sind. Denn die Gebäude sind dort sichtlich schon Jahrzehnte alt.

"Keine Ausländer" im Soapland erlaubt. © Sonja Blaschke
„Keine Ausländer“ im Soapland erlaubt. © Sonja Blaschke

Katsushika Hokusai hätte sich sicher nie träumen lassen, dass sein berühmter Holzschnitt „Die große Welle von Kanagawa“ einmal das Hinterteil eines Trucks zieren würde. Der japanische Maler und berühmteste Vertreter des japanischen Ukiyo-e-Genres starb fast 90-jährig im Jahr 1849, lange vor der Erfindung solcher Vehikel. Er machte den Begriff Manga (ungezügeltes Bild) populär, der noch heute für japanische Comics verwendet wird. Bekannt ist Hokusai vor allem für seine Natur- und Landschaftsbilder. Aber er malte auch Samurai, Alltagssituationen, komische oder erotische Szenen (Shunga).

Hokusais berühmte Welle auf einem Truck. © Sonja Blaschke
Hokusais berühmte Welle auf einem Truck. © Sonja Blaschke

Ziegelmauern, vor allem in der grauen Variante wie auf dem Foto, sind selten besonders hübsch. Oft haben sie in Japan Risse oder sind leicht geneigt, wohl aufgrund der vielen Erdbeben. Gerade auf dem Land sind sie oft mangels Geld schlicht alt und fallen halb auseinander. Umso überraschter war ich von dieser kreativen Ziegelmusterkombination inmitten des Rotlichtviertels von Iwaki, in dem am späten Nachmittag nur wenige Menschen zu sehen waren, die auf der Straße auf Kundschaft warteten.

Creative brick patterns. © Sonja Blaschke
Kreative Ziegelmuster. © Sonja Blaschke

50 Kilometer südlich von einem havarierten Atomkraftwerk würde ich persönlich nicht unbedingt angeln gehen wollen, zumal die Strömung von Norden nach Süden verläuft, also genau an der Küste entlang. Das hält viele Männer in Iwaki nicht davon ab, sich den Feierabend damit zu vertreiben. Bei vielen ist jedoch das Motto „catch and release“: Wenn sie einen Fisch fangen, werfen sie ihn danach gleich wieder ins Meer.

Viele Männer beim Angeln nach Feierabend. © Sonja Blaschke
Viele junge Männer angeln nach Feierabend. © Sonja Blaschke

Am Hafen tollte ein halbes Dutzend Katzen durch die Fischmarkthallen. Sie hatten sichtlich Spaß daran, die dort abgestellten Laster zu erforschen – wohl in der Hoffnung auf fischige Leckerbissen – und sich gegenseitig durch die Hallen zu jagen. Als sie die Fotografin bemerkten, kamen sie erst neugierig näher, und stoben dann doch davon.

Verspielte Katzen am Fischmarkt. © Sonja Blaschke
Verspielte Katzen am Fischmarkt. © Sonja Blaschke